Franz Hitze

Mindestens zwanzig Straßen sind in Deutschland nach ihm benannt; eine Kirche, mehrere Kapellen und eine Akademie in Münster erinnern an ihn. Trotzdem ist er vielen noch immer unbekannt, obwohl es kaum einen Menschen in Deutschland gibt, der nicht direkt oder indirekt von seinem Lebenswerk, seinem politischen und kirchlichen sowie sozial-karitativen Handeln profitiert.

Prof. Dr. Franz Hitze (* 16. März 1851 in Hanemicke bei Olpe; † 20. Juli 1921 in Bad Nauheim)


war ein deutscher katholischer Geistlicher, Sozialethiker und Politiker der Zentrumspartei. Wegen der Auswirkungen des Kulturkampfes in seinem “preußischen” Heimatbistum Paderborn wurde er am 26. Juli 1878 in Würzburg (Königreich Bayern) zum Priester geweiht, wo er zuvor bereits einige Jahre studiert hatte.
Hitze nimmt in der Sozialgeschichte Deutschlands einen herausragenden Platz ein, weil er mitgeholfen hat, die Fundamente des heutigen Sozialversicherungssystems zu legen. Er gilt als Wegbereiter der Reichsversicherungsordnung (ein Vorläufer des heutigen Sozialgesetzbuches), der katholischen Arbeitervereine und war Mitbegründer des Deutschen Caritasverbandes. Insbesondere setzte er sich für soziale Belange ein, wozu auch die Erwachsenenbildungsarbeit gehörte.

In seiner Heimat ist Franz Hitze vor allem den älteren Menschen noch bekannt. Sind es doch in den vergangenen Jahrzehnten die heimat- und stadtgeschichtlich tätigen Mitbürger sowie Mitglieder von KAB, Franz-Hitze-Verein und anderen christlichen Vereinigungen gewesen, die Hitzes Wirken immer wieder ins Gespräch brachten. So wird die Bedeutung Franz Hitzes sowohl mit einem Portrait am Geschichtsbrunnen in der Kreisstadt Olpe als auch einem eigenen Denkmal an seinem Grab in Olpe-Rhode besonders gewürdigt.

Derzeit gibt es über 250 eigenständige Schriften und sonstige Veröffentlichungen, die sich mit dem Leben und Wirken des bedeutendsten Olper Bürgers befassen.
Trotzdem sollte diesem bedeutenden Mann auch noch weitere Beachtung zuteil werden.

Deshalb gründete der am 12. Januar 1995 ins Leben gerufenen Franz-Hitze-Verein eine Arbeitsgruppe mit sachkundigen Mitgliedern, um unter anderem einen Pilger- und Erlebnispfad auf den Spuren von Franz Hitze zu planen. Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich seit 2012 intensiv mit der Einrichtung und ständigen Betreuung des am 31. Mai 2014 eröffneten Pfades. Beliebt sind die fast jährlich stattfindenden öffentliche Wanderungen „Auf den Spuren von Franz Hitze”, bei denen neben dem Franz-Hitze-Verein der Olper Heimatverein und die SGV-Abteilung Olpe aktiv bei der Organisation und Wanderführung mitwirkten, wie zuvor schon bei der Planung der endgültigen Wegeführung.

Der Ort Rhode brachte sich 2013, dem Jahr seines 625-jährigen Jubiläums, besonders ein und errichtete eine informative Wandertafel über den Franz-Hitze-Pfad vor der St.-Cyriakus-Kirche.

Des Weiteren ist der Flyer “Franz-Hitze-Pilger- und Erlebnispfad” erschienen, der die Interessenten über den Wegeverlauf und die Pilgerstationen informiert. Da er eine relativ kurze Darstellung der Pilgerstationen enthält, werden die Stationen in dieser Homepage (unter; Der Pfad: Wegbeschreibung und Pilgerstationen) für alle Interessenten ausführlich erläutert. Der Flyer “Auf den Spuren von Franz Hitze” stellt ausführlich kürzere Pilger-Wanderungen auf dem Pfad dar.

Prof. Dr. Franz Hitze, Sozialreformer und Priester
Altmeister der deutschen Sozialpolitik – Bedeutendster Bürger der Kreisstadt Olpe
Geboren am 16. März 1851 in Hanemicke –
Besuch der Volksschule in Rhode
Abitur am Theodorianum in Paderborn
Studium in Würzburg und dort 1878 Priesterweihe
Mitglied des Reichstages 1884-1918, des Preuß. Abgeordnetenhauses 1882-1893 und der Weimarer Nationalversammlung von 1919.
Einflussreicher Sozialpolitiker im Kaiserreich – Wegbereiter des Sozialversicherungssystems
1893 erster Professor für christl. Gesellschaftslehre im deutschsprachigen Raum in Münster
1897 Mitbegründer des Deutschen Caritasverbandes
Gestorben am 20. Juli 1921 in Bad Nauheim, beerdigt auf dem Kirchhof in Olpe-Rhode

Berühmte Gäste in Bad Nauheim
Neben u.a. Albert Einstein, Max Planck, Hans Albers, Erich Kästner u. a. ist Franz Hitze in die Liste der prominenten Gäste in Bad Nauheim aufgenommen worden.
Liste Berühmte Besucher Bad Nauheim -Auszug- :

Auszug aus der Email vom Stadtarchiv Bad Nauheim vom 11.07.2014:
“Wir haben heute die vorhandenen Melderegister für Kurgäste 1921 durchgesehen und können den Aufenthalt von Franz Hitze vom 07.06.1921 bis zu seinem Todestag bestätigen. Er wohnte im „Kettelerheim“, Lindenstraße 5-7 (ein Kurheim unter Leitung der Schwestern von der göttlichen Vorsehung). Der Eintrag in die hier geführte „Liste der Berühmten Besucher“ wurde ebenfalls heute vorgenommen. Darüber hinaus halten wir auch eine ausgedehnte Materialsammlung zu diesen Besuchern bereit. Dort wird die von Ihnen übersandte Kurzbiografie von Franz Hitze ebenfalls Aufnahme finden und so wieder für unsere Nutzer zur Verfügung stehen.”
Quelle: © Stadtarchiv Bad Nauheim

Von Ulrich Viedenz (†). Olpe in Geschichte und Gegenwart 17 (2009). S. 227 ff.

Dieser Beitrag erwähnt auf S. 228 einen Besuch Franz Hitzes bei der Gründungsversammlung der KAB St. Martinus Olpe: „Ein weiterer Gast ist am 19. September 1909 Prof. Dr. Franz Hitze, ein Sohn unserer Heimat, 1851 in Hanemicke geboren. (Ihm verdanken die Arbeiter die Sozialgesetzgebung. Begraben wird er 1921 auf dem Kirchhof zu Rhode.) Stürmisch wird Hitze begrüßt. Hitze führt aus, dass ein Arbeitersekretär aus Bochum ihm geholfen habe, die rd. 1000 Paragraphen des Sozialgesetzes innerhalb von vier Wochen zu erstellen und Reichskanzler Bismarck zur Beschlussfassung für den Reichstag vorzulegen.”

Prof. Dr. Franz Hitze (1851-1921); Foto: Repro Stadtarchiv Olpe